Insgesamt sind sieben solcher Kristallsysteme denkbar: kubisch, tetragonal, orthorhombisch, monoklin, triklin, trigonal und hexagonal. Die ersten vier lassen sich weiter unterteilen, so daß man insgesamt vierzehn sogenannte Bravais-Gitter unterscheiden kann. Innerhalb der einzelnen Gitter stellt man anhand der möglichen Symmetrieoperationen, die das Gitter wieder auf sich selbst abbilden, eine Klassifizierung nach verschiedenen Raumgruppen her. Dabei sucht man beispielsweise nach Dreh- und Spiegelachsen oder nach Inversionspunkten. Man kann zeigen, daß es genau 230 verschiedene Raumgruppen gibt.
Eine Nomenklatur für die Kristallstrukturen ergibt sich z.B. aus dem zugrundeliegenden Bravais-Gitter in Verbindung mit der Anzahl der in der Einheitszelle enthaltenen Atome. Dies ist die sogenannte Pearson-Notation [Pearson85]. So bedeutet beispielsweise "tI10" ein tetragonal innenzentriertes Kristallgitter mit zehn Atomen pro Einheitszelle. Eine zweite Möglichkeit ist die internationale Notation, die sich an den Symmetrieoperationen des Gitters orientiert. Hier bedeutet "", oder abgekürzt "I4/mmm", die Existenz einer vierzähligen Rotationsachse in einem raumzentrierten ("I ") Gitter mit dazu senkrechter (angedeutet durch den Bruchstrich) Spiegelebene ("m" steht für "mirror"), die zwei weitere zweizählige Rotationsachsen und jeweils dazu senkrechten Spiegelebenen enthält.
Tabelle 4.1 zeigt eine Übersicht der wichtigen in ternären Ytterbium-Verbindungen vorkommenden Kristallstrukturen. In Kapitel 5 sind die Abbildungen zu diesen Strukturen zu finden.
Name der Struktur | anderer Name | Pearson-Symbol | Raumgruppe | Symmetrie | Abbildung | Beispiele |
W2B2Co | Mo2B2Ni | oI10 | 71 | Immm | Bild | Yb2Ni2Al |
ThCr2Si2 | Al4Ba | tI10 | 139 | I4/mmm | Bild | YbCo2Ge2 |
BiF3 | MnCu2Al | cF16 | 225 | Fmm | Bild | YbNi2Sn |
TiNiSi | Co2Si | oP12 | 62 | Pnma | Bild | YbPtAl, YbNiGa |
MgCuAl2 | BRe3 | oC16 | 63 | Cmcm | Bild | YbNiGa2, YbPtGa2 |
ZrNiAl | Fe2P | hP9 | 189 | P2m | Bild | YbNiAl |
Y2Co3Ga9 | - | oC56 | 63 | Cmcm | Bild | Yb2Ir3Al9 |
Zu den die Einheitszelle aufspannenden Vektoren a, b und c definiert man das sogenannte reziproke Gitter mit den Basisvektoren a*, b* und c* durch
usw., wobei V das Volumen der Einheitszelle ist und b × c das äußere Produkt der Vektoren b und c. Man kann zeigen, daß jede ganzzahlige Linearkombination der Vektoren des reziproken Gitters senkrecht auf einer Familie von Gitternetzebenen des realen Gitters steht. Dies ist eine Schar äquidistanter Ebenen, die periodisch angeordnet zusammen alle Punkte des Gitters enthalten. Die Koeffizienten dieser Linearkombination sind die sogenannten Millerschen Indizes (h k l).
erfüllt, wobei d der Abstand der Gitternetzebenen ist, l die Wellenlänge der einfallenden Röntgenstrahlung und n die Ordnung der Interferenz. Die Intensität des reflektierten Strahls wird unter dem Winkel 2q mit einem Detektor gemessen. Verstellt man die Winkel q und 2q des ein- und ausfallenden Röntgenstrahls über einen größeren Bereich, so erhält man das für die Substanz charakteristische, aus zahlreichen Peaks unterschiedlicher Intensität bestehende Diffraktogramm. Die Position der einzelnen Peaks wird dabei von den Gitterkonstanten bestimmt, die relativen Intensitäten jedoch von den Formfaktoren der einzelnen Atome. Die einzelnen Peaks lassen sich bei Kenntnis der Kristallstruktur den Millerschen Indizes (h k l) zuordnen und aus deren Lage die Gitterkonstanten bestimmen. Für rechtwinklige bzw. hexagonale Kristallgitter gelten die Beziehungen:
Dabei sind dhkl der den jeweiligen (h k l)-Werten entsprechende Abstand der Gitternetzebenen sowie a, b und c die Gitterkonstanten.
Kapitel 4 |