6.3 Aluminium und Gallium in YbTX-Verbindungen
Magnetismus in YbNiAl und YbPtAl
Neue Ergebnisse aus Neutronenstreu- und Mößbauer-Experimenten
zeigen eine komplexe Struktur der antiferromagnetisch geordneten Momente
in YbNiAl und YbPtAl jeweils unterhalb der Ordnungstemperatur. In beiden
Systemen sind die Ytterbium-Ionen in einem Dreiecksgitter angeordnet. Diese
Tatsache führt zur Bildung von frustrierten Momenten bei antiferromagnetischer
Ordnung. In YbPtAl gibt es zudem Übergänge zu zwei weiteren antiferromagnetisch
geordneten Phasen. Diese unterscheiden sich voneinander nur durch den Winkel,
den die geordneten Momente zueinander einnehmen. In beiden Verbindungen
ist die magnetische Einheitszelle inkommensurabel, also ein nicht ganzzahliges
Vielfaches der kristallographischen Einheitszelle. Bisher konnte die magnetische
Struktur jedoch noch nicht eindeutig bestimmt werden. Dies wird vermutlich
nur mit Einkristallen möglich sein. Die Optimierung der Herstellungsbedingungen
schafft indes gute Voraussetzungen für die Zucht dieser Einkristalle.
Sicherlich werden in naher Zukunft ähnliche Untersuchungen an YbNiGa
und YbPtGa folgen. Diese Systeme ordnen ebenfalls antiferromagnetisch.
Aufgrund der Kristallgeometrie ist auch in diesen beiden Systemen mit frustrierten
Momenten zu rechnen.
Die Phasendiagramme mit T = Ni, Pd, Pt
Innerhalb der ternären metallurgischen YbTAl-Phasendiagramme
konnten im Rahmen dieser Arbeit keine neuen Verbindungen gefunden werden.
Die von U. Klinger vorgestellten Diagramme mit dem zu erwartenden Grundzustand
(magnetisch oder zwischenvalent) behalten daher weiterhin ihre Gültigkeit.
Die Existenz der Systeme YbPdAl3, YbPtAl3, Yb2Pd2Al
und Yb2Pt2Al konnte ausgeschlossen werden, sie kommen
also für die Suche nach weiteren Verbindungen im Übergangsbereich
von magnetischem zu zwischenvalentem Verhalten nicht mehr in Betracht.
Die Suche nach neuen Verbindungen könnte sich in Zukunft im aluminiumreichen
Bereich abspielen, beispielsweise mit folgenden Zusammensetzungen: 114,
125 oder 239.
Die YbTGa-Phasendiagramme können um die Systeme YbNiGa2,
YbPdGa2 und YbPtGa2 erweitert werden. Alle drei Systeme
ordnen magnetisch. Mit den bekannten ternären Verbindungen ergibt
sich dann genau das gleiche Bild wie im Fall von Aluminium: Die YbNi(Al/Ga)-
und die YbPt(Al/Ga)-Verbindungen sind antiferromagnetisch ordnende Schwere-Fermionen-Systeme,
von denen die ersteren einen ausgeprägten Kondo-Effekt im elektrischen
Widerstand zeigen. Die YbPd(Al/Ga)-Systeme sind zwischenvalent. Alle YbT(Al/Ga)2-Proben
ordnen magnetisch. Es bleibt abzuwarten, ob es in Zukunft gelingen wird,
die Gallium-Systeme mit einem deutlich niedrigeren Fremdphasenanteil herzustellen.
Dann kann anhand von Messungen der spezifischen Wärme die Bestimmung
des Sommerfeldkoeffizienten zeigen, ob auch in diesen Verbindungen eine
Erhöhung der effektiven Masse der Ladungsträger wie in YbPdAl2
[Tegel94]
vorliegt. Die ternären Grundzustands-Phasendiagramme der Aluminium-Systeme
in der von U. Klinger vorgestellten Form können auf jeden Fall ohne
Modifikationen auf die Gallium-Systeme übertragen werden. Damit ist
die auf der Tatsache, daß die isoelektronischen Ionen von Aluminium
und Gallium einen nur unwesentlich verschiedenen Radius besitzen, basierende
Annahme bestätigt, wonach die Abweichungen in beiden Systemen gering
sein sollten. Für die Zukunft sollte daher speziell nach Verbindungen
gesucht werden, die wie Yb2Ni2Al direkt an der Grenze
zum Übergang zur magnetischen Ordnung stehen, also z.B. Yb2Ni2Ga,
Yb2Pd2Ga3 oder Yb2PtGa2.
Ähnlich wie in den Aluminium-Phasendiagrammen sind auch die galliumreichen
Verbindungen für die Zukunft interessant.
239-Verbindungen mit T = Rh,
Ir
Bei den aluminium- und galliumreichen Verbindungen mit den Übergangselementen
Rhodium und Iridium sieht die Situation ganz anders aus: Dort ist der Unterschied
der mit Rhodium und Iridium hergestellten Systeme in den physikalischen
Messungen eher gering, während mit Aluminium und Gallium hergestellte
Proben stark voneinander abweichendes Verhalten an den Tag legen. Die Aluminium-Systeme
sind antiferromagnetisch ordnende Schwere-Fermionen-Systeme, die einen
ausgeprägten Kondo-Effekt im elektrischen Widerstand zeigen. Die Gallium-Systeme
sind hingegen zwischenvalent (Yb2Rh3Ga9
konnte nicht hergestellt werden). Zur Zeit beginnt O. Trovarelli mit einer
systematischen Untersuchung der Phasendiagramme YbTX mit T =
Co, Rh, Ir und X = Al, Ga. Erste Erfolge sind dabei bereits zu verbuchen:
YbRhAl und YbRhGa [Trovarelli97]
sind Schwere-Fermionen-Systeme mit einem enorm hohen Anstieg des elektrischen
Widerstands bei tiefen Temperaturen aufgrund des Kondo-Effekts.
Wie oben bereits angedeutet, wäre es für die Zukunft wünschenswert,
den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Verbindungen entsprechende Systeme
mit den Übergangsmetallen Nickel, Palladium und Platin zu charakterisieren,
da bislang keine aluminium- und galliumreichen Systeme bekannt sind.